Fagott

Instrumentenkunde für die Praxis | Das Fagott

Instrumentenkunde
Das Fagott

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Sitzordnung im Blasorchester – Dos und Don‘ts

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In jedem Register ein anderer Klangcharakter

»Wie sind Sie eigentlich darauf gekommen, gerade dieses Instrument zu erlernen?« Das ist eine Frage, die sich jeder Fagottist früher oder später stellen lassen muss – gelegentlich sogar mit einem etwas verständnislosen Unterton. Dabei hat das Instrument viel zu bieten. Durch den U-förmigen Rohrverlauf des Fagotts verliert das Instrument den durchdringenden und schalmeienartigen Klangcharakter der Oboe und nähert sich sehr dem Klang der menschlichen Stimme an. Das Fagott verfügt über einen enormen Tonumfang und stellt in jedem seiner Register einen eigenen Charakter dar. Der Bereich an Gefühlen, der dabei abgedeckt wird, reicht von klagender Melancholie bis hin zu Witz und schwarzem Humor. Die Fähigkeit des Instruments zur Erzeugung von komischen Effekten sowie zur Zeichnung musikalischer Karikaturen durch das Staccato-Spiel ist nahezu unübertroffen.

Im Vergleich zu anderen Blasinstrumenten ist das Fagott im Bereich der Sololiteratur dagegen schlecht bedacht – es gibt keine Sonaten von Bach, Beethoven und Brahms. Neben den Konzerten mit Orchester von Vivaldi, Mozart und Weber gibt es wenig Vergleichbares. In der Kammermusik ist das Angebot dann wieder vielfältiger: Hier spielt das Fagott unter anderem in den Meisterwerken für gemischte Besetzungen eine wichtige Rolle – man denke nur an Schuberts Oktett oder Beethovens Septett. Im Orchester nimmt das Fagott oftmals eine Position ein, die mit dem Pult des Bratschisten im Streichquartett vergleichbar ist: Es ist eine günstige Stelle, um einen tieferen Einblick in das musikalische Geschehen zu erhalten. Nicht zuletzt spielten Mozart und Haydn dieses Instrument am liebsten. Grund genug, das Fagott aus einer Perspektive zu betrachten, die für uns Dirigenten wichtig ist.

Als historischer Vorläufer des Fagotts gilt im Allgemeinen der Dulcian. Der Dulcian wurde aus einem Holzstück gefertigt, besaß bereits eine konische Bohrung und wurde mit einem Doppelrohrblatt gespielt. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts wurde das Instrument in Amsterdam, Paris und Nürnberg aus mehreren getrennten Teilen gefertigt – die Geburtsstunde des Fagotts. Der Name des Instruments leitet sich vom italienischen »fagotto« ab, was übersetzt »Bündel« bedeutet. 1816 erschienen Gottfried Webers Untersuchungen zur Akustik von Holzblasinstrumenten, die der Mainzer Fagottist Carl Almenräder in die Praxis umsetzen ließ. Die wichtigsten Innovationen betrafen die untere Hälfte der Bohrung des Fagotts: Die Tonlocher unterhalb des A wurden verschoben, vergröbert und durch zusätzliche Tonlöcher ergänzt. Es entstand so 1817 ein Instrument mit 15 Klappen, das über einen chromatischen Tonumfang vom Kontra-B bis g2 verfügte. Zudem wurde die Intonation, die Gleichmäßigkeit der Tongebung im gesamten Tonumfang und die Projektionsfähigkeit des Instruments verbessert. Almenräder eröffnete in Partnerschaft mit Johann Adam Heckel (1812 bis 1877) eine Werkstatt zum Bau von Fagotten. Die von der Familie Heckel erdachte Applikatur, das »Heckel-System«, erreichte unter Wilhelm Heckel (1879 bis 1952) Weltruhm und setzte sich als internationaler Standard durch.

Das Fagott besteht heute aus fünf Teilen (siehe Abbildung 1): dem S-Bogen, dem Flügel, dem Stiefel, der Bassrohre und dem Schallstück. Das Instrument hat fünf offene Grifflöcher, zwischen 24 und 27 Klappen und eine Gesamtlänge zwischen 250 und 259 cm. Die Mensur des Fagotts entwickelt sich konisch: von 4 mm am Flügel bis zu 40 mm unmittelbar vor dem Schallstück, wobei dieses dann einen zylindrischen Rohrverlauf besitzt. Während der Korpus des Instruments immer unverändert bleibt, werden für die verschiedenen Einsatzbereiche des Fagotts teilweise unterschiedliche S-Bögen verwendet. So gibt es S-Bögen, die besonders gut für die verschiedenen Orchesterformen, die Kammermusik oder für solistische Zwecke geeignet sind. Üblicherweise werden die S-Bögen von 1 bis 3 durchnummeriert, wobei gilt, dass der Bogen umso länger ist, je größer die Zahl ist.

Es gibt in neuerer Zeit immer wieder interessante Ansätze, um den für die Tonbildung erforderlichen Anblasdruck zu reduzieren. Meist handelt es sich dabei um strömungstechnische Optimierungen der S-Bogen-Form. Interessante Arbeiten in diesem Bereich sind beispielsweise an der Technischen Universität Dresden an der Fakultät für Thermofluiddynamik/Angewandte Aerodynamik unter Leitung von Prof. Dr. Roger Grundmann entstanden. Außerdem gibt es zaghafte Versuche, die doch relativ robuste und grobe Mechanik des Instruments zu verbessern. Zu nennen sind hier beispielsweise kugelgelagerte Drehachsen oder Klappenpolster aus Silikon anstatt lederüberzogener Polster. All diese Verbesserungsideen konnten sich bis jetzt allerdings noch nicht am Markt durchsetzen.

Ein eigenständiges Problem beim Fagott ist die Suche nach geeigneten Rohren. Wie auch bei der Klarinette, dem Saxofon oder der Oboe hängt die maximal erreichbare Klangqualität – von Ausnahmemusikern einmal abgesehen – stark vom Material ab, das zur Verfügung steht. Die Länge eines Doppelrohres für das Fagott beträgt 56 mm (± 2 mm), wobei das Verhältnis von Bahn und Schaft variieren kann. Die Anforderungen an ein Rohr sind unterschiedlich: Bei solistischen Passagen im ersten Fagott wird die Leistungsfähigkeit des Rohres im hohen Register im Mittelpunkt stehen. Bei einem zweiten Fagottist wird der Fokus dagegen eher auf der tiefen Lage liegen. Generell kann man sagen, dass ein Fagott-Rohr umso solistischer wird, je widerstandsfähiger, also härter und biegesteifer, es wird. Jedes Fagott und jeder S-Bogen sind in ihrem Klangverhalten unterschiedlich. Aus diesem Grund muss das Rohrkonzept für ein Fagott mit einen S-Bogen noch lange nicht auf ein anderes Fagott oder einen anderen S-Bogen übertragbar sein. Erschwerend kommt hinzu, dass sich das Aufgabenspektrum des Instruments – und damit die Anforderungen an das Rohr – je nach Einsatzbereich stark unterscheidet (Blasorchester, Sinfonieorchester, Kammermusik, solistische Tätigkeit). Die meisten Fagottisten sind daher ständig auf der Suche nach der »eierlegenden Wollmilchsau« – dem perfekten Rohr für ihr Instrument. Übrigens: Sollte sich das Rohr nur schwergängig auf den S-Bogen stecken lassen, verwendet ein gut präparierter Fagottist eine konische Reibahle, mit der er den Innendurchmesser des Rohranfangs (also das Ende des Rohres, das man auf den S-Bogen steckt) eine Winzigkeit vergrößert.

Fagott Bauteile
Abbildung 1: Bauteile des Fagotts

Da die Doppelrohrblätter mit einem Preis zwischen 15 und 25 Euro alles andere als billig sind, kann es bei Amateuren vorkommen, dass ein Rohr aus Gründen der Bequemlichkeit und der Kosten zu lange gespielt wird. Dirigenten von Amateurblasorchestern sollten daher regelmäßig die Qualität des verwendeten Materials bei ihren Fagottisten überprüfen. Durch das »Zurechtmachen« kann ein Rohr so bearbeitet werden, dass es noch besser wird – oder überhaupt erst spielbar wird. Dabei handelt es sich um eine Kunst, die über viele Jahre gelernt werden muss und die viel Erfahrung benötigt. Diese Arbeit mit dem Material muss Bestandteil eines jeden Unterrichts auf dem Fagott sein. Leider gibt nicht jeder Lehrer standardmäßig sein Wissen über dieses Thema an seine Schüler weiter.

Seit kurzer Zeit sind Fagott-Rohre aus Kunststoff der kanadischen Firma Legere auf dem Markt erhältlich. Diese haben mittlerweile eine mehr als solide Qualität erreicht, sodass nicht mehr sofort hörbar wird, dass ein Kunststoffrohr im Einsatz ist. Für den Probenbetrieb sind diese Rohre in jedem Fall einsetzbar. Ihr Nachteil sind die hohen Anschaffungskosten von rund 130 Euro pro Stück. Allerdings sollten sich diese Kosten relativ schnell amortisiert haben, da sie selbst bei mehrmaligem Spielen in der Woche mindestens ein Jahr haltbar sind. Der Vorteil einer dauerhaft reproduzierbaren Klangqualität kann hier überwiegen.

Die Notation des Fagotts erfolgt im Blasorchester standardmäßig im Bassschlüssel. Höhere Passagen werden üblicherweise im Tenorschlüssel notiert, der von fortgeschrittenen Fagottisten gelesen werden kann. Lästig für die Musiker ist die Unsitte, auch tiefe Passagen im Tenorschlüssel zu notieren. Der Vorteil des Tenorschlüssels, Hilfslinien nach oben einzusparen, wird so ad absurdum geführt. Während der tiefste Ton des Instruments, das Kontra-B, aus physikalischen Gründen klar vorgegeben ist, ist die Obergrenze des Tonumfangs nicht ganz so klar. Hier herrscht in der Literatur eine gewisse Uneinigkeit, wobei der höchste Ton nach der »offiziellen« Heckel-Grifftabelle das as2 ist. Bei Amateurmusikern ist der Tonumfang nach oben hin allerdings oftmals begrenzt. Technisch anspruchsvolle Stellen sind in der Regel bis zum a1 kein Problem, langsamere Passagen sind bis zum c2 möglich. Der Tonbereich darüber hinaus spricht bei Amateuren oftmals überhaupt nicht an. Die Ursache hierfür kann sowohl das Instrument selbst wie auch das Rohr oder der Spieler sein. Nach unten kann der Tonumfang durch eine sogenannte »Tristan-Stürze« bis zum Kontra-A erweitert werden. Die Tristan-Stürze wird sehr selten verwendet und kommt in der Blasorchesterliteratur nicht vor. Der Tonumfang des Fagotts lässt sich in drei Bereiche aufteilen, die in der folgenden Tabelle zusammengefasst sind.

RegisterBeschreibungCharakter
tief: B1 – Fvoll, sonor – substanzreiches Bassfundamenternst, stolz, würdevolle und majestätisch
mittel: Fis – bschlank, elegant, melodiös –
intensiver als das tiefe Register
weich, anschmiegsam, strahlend heiter, melancholisch
verzagt, wehmütig, unheimlich und dämonisch
hoch: ab heng, gepresst – wesentlich weniger Obertöne
als das mittlere und tiefe Register
beklemmend, klagend, jammernd, mühevoll,
quälend, ängstlich

Das Fagott hat ein geringeres dynamisches Spektrum als die restlichen Holzblasinstrumente. Fagottisten kämpfen deshalb oft damit, in einem Moment gesagt zu bekommen, dass sie nicht zu hören sind, um kurze Zeit später vom Dirigenten damit konfrontiert zu werden, sie seien zu laut. Das Pianissimo-Spiel und eine kultivierte Ansprache bei sehr leisen Stellen ist immer ein Problem auf diesem Instrument. Die Herausforderungen in diesem Bereich beginnen bereits beim A, spätestens aber beim Fis. Die Ansprache ist stark abhängig von der Erfahrung des Musikers und dem verwendeten Rohr. Generell ist zu beobachten, dass im Ernstfall »Konzert« ein Einsatz im Pianissimo immer lauter ist als in den vorangegangenen Proben. Mit zunehmender Risikobereitschaft des Spielers nimmt allerdings auch die Wahrscheinlichkeit zu, dass ein Einsatz auch mal unsicher beginnt.

Eine kultivierte Doppelzunge beherrscht praktisch kein Amateur-Fagottist. Die Gründe hierfür sind wahrscheinlich der relativ hohe Anblasdruck, der benötigt wird, sowie die Tatsache, dass das Doppelrohrblatt ein nennenswertes Stück in den Mundraum hineinragt. Gleiches gilt für die Flatterzunge und die Zirkularatmung. Damit sind im Amateurbereich drei Spieltechniken auf dem Fagott nicht verfügbar, die beispielsweise von vielen besseren Flötisten beherrscht werden.

Im Laienorchester sitzt der leistungsstärkere Musiker meistens am ersten Fagott. Dies führt zu der paradoxen Situation, dass der schwächere Spieler in langsamen, tiefen und leisen Passagen eine schwierigere Stimme zu bewältigen hat als der erste Fagottist. Das generelle Tauschen der Stimmen ist leider keine Lösung: Die später meistens auftauchende Solostelle oder technisch anspruchsvolle Passage ist vom schwächeren Fagottisten dann ebenso schwer zu bewältigen. Abhilfe kann hier durch den Tausch der Stimmen bei ausgewählten Passagen geschaffen werden.

In Blasorchesterpartituren ist häufig eine einheitliche Bezeichnung der Dynamik, gerade bei Tutti-Passagen, vorhanden. Bei kräftigen Forte- oder Fortissimo-Passagen ist das nicht unkritisch. Dirigenten sind hier gut beraten, von den Fagotten nicht die lautestmögliche Dynamik zu fordern. Folgen die Fagotte der Anweisung des Dirigenten und bringen sich in solchen Abschnitten klanglich voll ein, so reiben sie sich bläserisch auf. Bei dem auf diese Stelle eventuell folgenden lyrischen Übergang – in kammermusikalischer Besetzung der Holzblaser im Pianissimo – hat der Fagott-Satz dann möglicherweise nicht mehr die bläserischen Reserven, um die Leistung zu bringen, die an sich möglich wäre und an dieser Stelle benötigt würde.

Fagott Klappen
Abbildung 2: Klappen des Fagotts

Die Tonhöhe kann alleine durch die Veränderung des Ansatzes um mehr als einen Halbton erhöht oder erniedrigt werden. Es gibt Fagottisten, die etwas zynisch behaupten, dass ein guter Fagottist nur einstimmt, um den Dirigenten zu beruhigen. Das Anblasen des Stimmtons gibt also nur Anhaltspunkte, in welche Richtung und um wieviel permanent die Tonhöhen korrigiert werden müssen. Müsste permanent zu viel korrigiert werden, empfiehlt sich das Justieren des S-Bogens. Die Grundstimmung kann allerdings nur bis zu einem gewissen Grad mit dem Einstecken und Ausziehen des S-Bogens korrigiert werden, da sonst die Überblasklappe nicht mehr richtig geschlossen wird. Im Extremfall ist die Verwendung eines anderen S-Bogens mit einer anderen Länge erforderlich. Amateurmusiker haben meist nicht mehr als zwei S-Bogen, sodass die Anzahl der Korrekturmöglichkeiten leider oft begrenzt ist.

Das Fagott verfügt, wie die Oboe, über ein sehr großes Obertonspektrum. Im Vergleich mit anderen Blasinstrumenten in der Tonlage des Fagotts, zum Beispiel der Bassklarinette, ergibt sich dadurch die Herausforderung, dass die Intonation des Instruments sehr gut sein muss. Welche Probleme können nun auftreten? Das tiefe Register tendiert im Piano dazu, zu hoch zu sein. Das hohe Register ist im Piano meist zu tief, wobei einzelne Töne auch zu hoch sein können. Die Tiefe muss bläserisch korrigiert werden, in der Höhe sollten eher alternative Griffe benutzt werden. Generell kann man sagen, dass bei einem Crescendo die Intonation tiefer, bei einem Decrescendo höher wird. Nachfolgend sind die allgemeine Möglichkeiten veranschaulicht, um die Intonation zu verändern.

ProblemLösung
zu hochLippen entspannen und Druck auf das Rohr reduzieren.
Mundraum vergrößern (»A«), Hals und Rachenraum öffnen
zu tiefLippen stabilisieren, Lippenöffnung verkleinern, Mundwinkel an
die Seite des Rohres nach vorne nehmen. Mehr Lippen in Kontakt
mit dem Rohr kommen lassen. Luftgeschwindigkeit erhöhen und
Luftstrom zentrieren. Luftversorgung aufrechterhalten, Luftstrom
vorwärts richten und höher durch den Mund führen (»E«)

Die nächste Tabelle enthält die Grundfragen, die bei dauerhaften und gleichbleibenden Stimmungsproblemen geklärt werden sollten.

ProblemFragen zur Lösung
konstant zu hochAnsatz zu hart? Ist das Rohr schwer genug?
Zu viel Rohr im Mund? S-Bogen zu kurz?
konstant zu tiefAnsatz zu locker? Ist Rohr zu leicht?
Zu wenig Rohr im Mund? S-Bogen zu lang?

Wie bei allen anderen Instrumenten gibt es auch auf dem Fagott mehrere kritische Töne, die intonationstechnisch eine dauerhafte Herausforderung darstellen. Diese Töne sind bei jedem Hersteller und bei jedem Instrument allerdings verschieden. Die Anzahl dieser Töne skaliert umgekehrt proportional mit den Anschaffungskosten eines Instruments. Vereinfacht ausgedrückt: Ein teureres Instrument hat weniger Fehler. Alle deutschen Hersteller genießen in dieser Beziehung einen ausgezeichneten Ruf – im Gegensatz zu einigen Herstellern aus Osteuropa und China. Jeder Fagottist muss diese auf seinem Instrument problematischen Töne kennen und mit Hilfsgriffen ausgleichen können. Solche Hilfsgriffe sind stets komplizierter zu greifen, sodass das Ausgleichen mit einem Korrekturgriff meist nur in langsamen Passagen möglich ist. Die Anzahl der Korrekturgriffe ist riesig, für die meisten Griffe gibt es mehrere Alternativen.

Eine besondere Stellung nimmt die Piano-Klappe (»Whisper key«) auf dem Fagott ein: Das Drücken der Klappe erleichtert die Ansprache der Töne unterhalb des a im Pianissimo. Für längere Abschnitte in dieser Lage ist die Piano-Klappe auch feststellbar. Ab dem a (einschließlich) muss sie dann aber geöffnet sein.

In der folgenden Tabelle sind für eine Auswahl an kritischen Tönen mögliche Korrekturgriffe dargestellt, Abbildung 2 zeigt die Applikatur des Fagotts.

Ton (Problem)Korrektur
A (Ansprach im Piano schwer)+ fis-Klappe (rechter Daumen).
Der Ton kann dann wesentlich stärker angeblasen werden,
ohne zu laut zu klingen. Es verändert sich dabei allerdings der Klang
und die Intonation wird höher.
es (Gabelgriff oftmals zu hoch)+ h-Loch und b-Klappe (Daumen und Zeigefinger
der rechten Hand = "Pinzette").
Klingt auch gedeckter.
b+ cis-Klappe.
Klingt auf manchen Fagotten so sehr viel voller.
In lyrischen Piano-Passagen ist dieser Ton aber zu dominant,
außerdem erhöht sich leicht die Intonation.
cis' (Standardgriff
manchmal zu hoch)
Alternative: linke Hand c, rechte Hand Finger 2, 3 und 4 greifen.
Ton ist für Piano-Passagen aber zu laut/dominant.
fis‘/g‘ (fast immer zu hoch)+ es-Klappe (kleiner Finger linke Hand)

Ich möchte mit einigen Gedanken zur Nachwuchsausbildung auf dem Fagott schließen – aus dem Blickwinkel des Dirigenten und bezogen auf die Vereinsstruktur in der Blasorchesterszene. Einige ungewöhnliche akustische Eigenschaften machen das Griffsystem auf dem Fagott komplizierter als bei anderen Holzblasinstrumenten. Alle zehn Finger sind oft an inkonsistenten Griffmustern beteiligt. Der linke Daumen muss beispielsweise mit neun Klappen »fertig werden«, sowohl einzeln als auch in verschiedenen Griffkombinationen. Dennoch ist das Erlernen des Fagottspiels für einen späteren Einsatz im Blasorchester eine zu bewältigende Aufgabe. Die Stimmen, die auf dem Fagott realisiert werden müssen, sind bis weit in die Oberstufe (Kategorie 4) meist reine Bass-Stimmen. Die technischen Anforderungen der Stimmen bleiben lange auf einem machbaren Niveau – im Vergleich zu den technischen Möglichkeiten des Instruments. Die Blastechnik ist auf dem Fagott an sich nicht heikel. Das Erlernen des Instruments kommt somit auch für Musiker infrage, die auf anderen Instrumenten bläserische Probleme haben. Abschreckend wirken oft die hohen Anschaffungskosten für ein Instrument. Ein professionelles Instrument kann mehr als 30.000 Euro kosten. Für 3.000 bis 5.000 Euro gibt es aber bereits gute Instrumente, die »mitwachsen«. Interessant sind hier vor allem die gebrauchten Instrumente, die am Markt angeboten werden. Ein halbwegs brauchbares Fagott erfährt mit den Jahren kaum einen Wertverlust, sodass es bei der Anschaffung eines neuen, höherwertigen Instruments wieder gut verkauft werden kann.

Seit Mitte der 90er Jahre gibt es höher gestimmte Instrumente (Quart-Fagotte, Quint-Fagotte, Fagottino), um Kindern den Einstieg auf dem Instrument zu erleichtern. Ob ein Einstieg im Kindesalter auf dem Fagott allerdings notwendig ist, bleibt fraglich. Das Fagott gehört wahrscheinlich zu den wenigen Instrumenten, bei denen auch ein Einstieg im frühen Teenageralter noch ausreichend ist, um das Instrument später grundsolide zu beherrschen. Eventuell ist es sinnvoll, zunächst ein anderes Instrument zu erlernen. Unterricht auf der Klarinette kann die Lippenspannung, Unterricht auf dem Klavier die Unabhängigkeit der Finger trainieren. Selbst das Erlernen der Blockflöte ist eine Möglichkeit. Als Amateurmusiker ist es für Fagottisten in der Regel kein Problem, einen Platz im Orchester zu finden – ganz im Gegensatz zu Flötisten und Klarinettisten.

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