Ungewohnte Freiheiten verlangen neue Konzepte

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Im olympischen Turnus von vier Jahren treffen im niederländischen Kerkrade beim World Music Contest (WMC) die besten Orchester aufeinander. Der durch zahlreiche Sponsoren und 800 000 Euro aus dem niederländischen Kulturfonds finanzierte Wettbewerb lockte im August mehr als 20 000 Musiker aus über 30 Ländern und fünf Kontinenten in das kleine Städtchen unmittelbar an der deutschen Grenze. An den vier Wochenenden verfolgten über 300 000 Zuhörer die Wettbewerbe des internationalen Teilnehmerfeldes an Marching-Bands, Percussion-Ensembles, Brassbands, Harmonie- und Fanfarenorchestern.

Wie in der Vergangenheit wurden die Wettbewerbe im Parkstad Stadion Limburg und in der Rodahalle in Kerkrade ausgetragen. Aufgrund von Baumaßnahmen am Theater Kerkrade spielten die Harmonie- und Fanfaren-Orchester der 2. und 3. Division bei dieser Ausgabe des WMC im 15 Fahrminuten entfernten Theater Heerlen. Klassischerweise wurde auch der WMC 2017 mit dem Wettbewerb der Brassbands eröffnet. Während die Wettbewerbe der Marching-Bands und Percussion-Ensembles auf alle vier Wochenenden verteilt waren, traten die Harmonie- und Fanfarenorchester hauptsächlich am dritten und vierten Wochenende zum musikalischen Wettkampf an. Die Wettbewerbsvorträge in der Rodahalle waren dabei weitestgehend gut besucht – die begehrten Tickets für die Wettbewerbsteile am Abend des letzten Wochenendes waren binnen kürzester Zeit ausverkauft. Im Theater Heerlen dagegen herrschte meist gähnende Leere. Im Regelfall saßen mehr Musiker auf der Bühne als im Publikum. So wurde beispielsweise der glänzende und von großer Spielfreude geprägte Vortrag der Symphonic Youth Wind Band Ulm unter der Leitung von Franco Hänle von lediglich 30 Zuhörern verfolgt. Außerdem gab es in der Wettbewerbsordnung der Konzertdivision eine Änderung: Bei den Harmonie- und Fanfarenorchestern entfiel das Pflichtstück. Stattdessen mussten die Orchester ein Thema für ihren Auftritt wählen und dieses ganzheitlich umsetzen (siehe Interview mit dem Künstlerischen Leiter des WMC, Harry Reumkens, in der Ausgabe 4/2017 unserer Zeitschrift). Eine Aufgabe, die nicht allen Orchestern leicht gefallen ist.

Konzertthema »Farbspiele« mit Videobildern

Der Wettbewerb in der Konzertdivision wurde nach der Eröffnung durch das Sinfonische Blasorchester Bern unter der Leitung von Rolf Schumacher von der La Concordia di Fribourg aus der Schweiz fortgesetzt. Das Orchester mit seinem Dirigenten Jean-Claude Kolly setzte bei der Umsetzung des Konzertthemas »Farbspiele « auf eine Videopräsentation, in der nach und nach ein Regenbogen aufgebaut wurde. Das Spiel der Farben wurde zusätzlich dadurch unterstützt, dass die Schlagwerk-Spieler des Orchesters nach und nach ihre Jacketts ablegten, unter denen dann die Farben der Videopräsentation zum Vorschein kamen. Unmittelbar nach dem Auftritt der Schweizer betrat das Sinfonische Blasorchester Ried die Bühne. Das oberösterreichische Orchester unter der Leitung von Karl Geroldinger überzeugte unter anderem mit einem sehr transparenten Orchesterklang in Richard Strauss’ »Don Juan« und einer energiegeladenen Aufführung von »Blackout« aus der Feder von Thomas Doss.

Subtil ausgearbeitete Klangfarben

Großen Anklang beim Fachpublikum fand der Vortrag des Toulouse Wind Orchestra unter der Leitung von Maxime Aulio. Ohne jegliche Form einer visuellen Unterstützung überzeugte das Orchester durch eine intensive musikalische Darbietung von Ferrer Ferrans energiegeladener Sinfonie Nr. 4 »El Coloso«. Das 90-köpfige Orchester mit drei Kontrabässen und acht Celli, die auch zu herausragenden solistischen Leistungen in der Lage waren, glänzte durch subtil ausgearbeitete Klangfarben. Eine rundum professionelle Orchesterleistung, die von großer Spielfreude getragen wurde. Danach folgte mit »Libertalia« ein Eufonium-Konzert von Maxime Aulio selbst. Aulios spezielle, aber wirkungsvolle Art zu dirigieren spornte das Orchester zur Höchstleistung an und führte, gepaart mit einer bestechenden Performance der Solistin, zu einer herausragenden Darbietung. Als letztes Werk führte das Orchester den »Danzón Nr. 2« von Arturo Márquez im Arrangement von Oliver Nickel auf. Das Werk wollte nicht recht zum restlichen Programm passen. Zahlreiche überzeugende solistische Leistungen, darunter ein ausdrucksvolles und sehr freies Oboen-Solo, vermochten die etwas eigenwillige Tempowahl nicht auszugleichen. Das Konzertthema des Landesblasorchesters Baden-Württemberg war »Jedes Kind dieser Welt hat ein Recht auf Zukunft«. Im englischsprachigen Programmheft…

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Punkteverteilung (Statistik)

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